2. Die Dauer der Apperzeption einfacher Farbenempfindungen.

    Der vorliegende Abschnitt zerfällt in vier Unterabteilungen. Die erste derselben enthält die Darstellung der Versuche, welche dienten um die einfache Reaktionsdauer, d. h. die physiologische Zeit hei sofortiger Reaktion auf einen bloßen Lichteindruck zu messen, in der zweiten und dritten Abteilung folgen Versuche mit zwei und vier Farbenempfindungen, und die letzte gewährt den Vergleich der einfachen und mehrfachen Wahlmethode.



Die einfache Reaktionsdauer.

    Das Objekt bestand in einer weißen Fläche. Es wurde reagiert, sobald der bloße Lichteindruck zum Bewusstsein gelangte.

    Von vornherein war bei diesen Versuchen je nach der Spannung der Aufmerksamkeit ein erheblicher Unterschied zu bemerken. War diese eine ungewöhnlich hohe, wobei zugleich eine starke Spannung der Muskeln des Armes und der Hand eintrat, so fiel die Reaktionsdauer im allgemeinen viel kürzer aus; als bei normal gespannter Aufmerksamkeit. Dieselbe Erfahrung hat bereits Exner gemacht1); er findet ebenfalls »bei jener Stimmung, in der man irgend ein außerordentliches Ereignis erwartet«, viel kürzere Zeiten. »Diese Aufregungen sind dadurch charakterisiert, dass schon ein ganz geringer Impuls hinreicht, eine heftige Bewegung hervorzurufen«.

    1) Experimentelle Untersuchung der einfachsten psychischen Prozesse, Pflügers Archiv. Bd. 7.

 
Die nachstehende Tabelle enthält aus je sechs Versuchen die Mittel der einfachen Reaktionsdauer teils bei ungewöhnlich gespannter, teils bei normaler Aufmerksamkeit. Die Reagierenden waren Herr Professor Wundt (W), Herr Tischer (T) und ich (F). Die Zahlen bezeichnen Tausendteile von Sekunden.
 
 

W.
 
 

 

T.
 
 

 

F.
 
 

 

Spannung: außergew., normal. außergew., normal. außergew., normal.
11.Febr.80.
155
223
111
220
144
162
142
171
109
225
198
193
14. Febr.
133
185
109
200
098
129
180
192
135
18. Febr.
225
261
147

 

    Alle übrigen Bestimmungen der einfachen Reaktionsdauer sind bei normaler Spannung der Aufmerksamkeit vorgenommen. Sie sind in keiner besonderen Tabelle mitgeteilt, da sie nur einen relativen Wert haben. Sie wurden nämlich nicht für sich allein angestellt, sondern gehören gewissen Versuchsgruppen von je 9 bis 18 Einzelversuchen an, von denen 3 bis 6 einfache Reaktionsbestimmungen waren, während die übrigen 6 bis 12 zur Bestimmung der physiologischen Zeit bei Farbenempfindungen dienten. Der Einfluss, den eine solche aus verschiedenen Arten bestehende Versuchsreihe auf die Resultate ausübt, zeigt sich schon bei der einfachen Reaktionsdauer; und mehr noch bei Farbenempfindungen darin dass die Zeiten schwankender und im allgemeinen länger werden.

Die Apperzeptionsdauer beim Wechsel zweier Farbeneinpfindungen.

    Die zu erkennenden Farben waren Schwarz auf weißem Grunde und Weiß auf schwarzem Grunde, beides Kreisflächen von 42 Millim. Durchmesser. Die Reihenfolge, in welcher Schwarz und Weiß wechselten, war unregelmäßig und dem Reagierenden nicht bekannt.

    Die nachstehenden Tabellen enthalten Mittelzahlen; es ist besonders darauf Rücksicht genommen, ob die Versuche einer Reihe von derselben oder von verschiedener Art waren. Dabei bedeutet s: Schwarz, w: Weiß, m.V: Mittlere Variation2), e. R: einfache Reaktionsdauer. Wie überall im folgenden bezeichnen die Zahlen Tausendteile von Sekunden.
 

W.

 

s.
m.V.
w.
m.V.
e.R.
Jede Versuchsreihe enthielt:
21.II. 80.
188
026
174
017
144
9 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
 
l 95
023
248
058
150
6 bis 9 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
25. II.
361
034
400
028
215
12 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
W.

 

s.
m.V.
w.
m.V.
e.R.
Jede Versuchsreihe enthielt:
28. II. 80
300
035
322
011
251
12 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
2. III.
351
056
342
079
231
18 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
3. m.
322
048
288
079
237
desgl.
T.
21. II.
200
043
217
049
170
9 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
25. II.
214
025
278
033
166
6 bis 9 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
25. II.
285
027
272
006
224
12 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
28. II.
162
002
227
021
175
desgl.
2. III.
169
044
197
031
178
18 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
3. III.
221
038
230
018
184
desgl.
F.
21. II.
116
015
139
023
097
9 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
 
141
021
162
006
101
6 bis 9 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
25. II.
240
051
237
046
176
12 Versuche, von denen 3 auf die Erkennung von s und w kamen.
28. II.
172
012
180
033
113
desgl.
F.
s. m.V. w. m.V. e.R. Jede Versuchsreihe enthielt:
2. III. 80
170
015
177
029
151
18 Versuche, von denen 6 auf die Erkennung von s und w kamen.
3. III. 218 032 245 042 161 desgl.

 
 
 

    2) Die mittlere Variation ergibt sich, wenn man das arithmetische Mittel aus n Versuchen von jedem Einzelversuche subtrahiert und aus den so erhaltenen, positiv genommenen Differenzen wiederum das arithmetische Mittel bildet.
 
 

    Bildet man die Differenzen der Erkennungszeiten für Schwarz und Weiß und der einfachen Reaktionsdauer, also nach der in der Tabelle gebrauchten Bezeichnung die entsprechenden Ausdrücke s—e.R. und w—e.R., so erhält man die reduzierten Erkennungszeiten oder die Apperzeptionsdauer für die Farbenempfindungen Schwarz und Weiß.
 

 
W.
T.
F.
s—e.R.
w—e.R.
s—e.R.
w—e.R.
s—e.R.
w—e.R.
21. II.
044
030
030
047
019
042
045
098
048
112
040
061
25. II.
146
185
061
048
064
061
28. II.
049
071
052
059
067
2. IIII.
120
111
021
019
019
026
3. III.
085
051
037
046
057
084
Die Gesamtmittel aus allen Versuchen lauten W                         T                     F

086                     047                 050

    Es tritt in den Tabellen deutlich hervor, dass die Zeiten bei Versuchsreihen aus 12 und 18 Versuchen fast durchgängig größer sind, als bei 6 und 9 Versuchen, obgleich die Versuchsmethoden in allen Fällen dieselben waren. Diese Erscheinung bestätigt die allgemein gültige Erfahrung, dass die normale Spannung der Aufmerksamkeit weder so hoch noch so gleichmäßig ist bei rasch wechselnder Tätigkeit, als wenn einunddieselbe Handlung mehrfach wiederholt wird. Daraus erklären sich denn auch die nicht unbeträchtlichen Schwankungen in den Zeiten der einzelnen Versuche, von welchen die mittlere Variation ein anschauliches Bild gibt. Letztere hat bei W und F für die erste Versuchsreihe des 21. II. einen viel geringeren Wert, als für die folgenden Tage — eben aus den angegebenen Gründen.

    Es sei endlich noch das Mittel ans den Minimis sämtlicher Versuche außer der ersten Reihe des 21. II. angegeben. Dasselbe beträgt
 

Für W.
für T.
für F.
s. w. s. w. s. w.
203 222 177 194 146 143

 

Die Apperzeptionsdauer beim Wechsel von vier Farbenempfindungen.

    Die zu erkennenden Farben, Schwarz, Weiß. Grün und Rot, bildeten wie bei den früheren Versuchen Kreisflächen von 42 Millim. Durchmesser, Weiß auf schwarzem Grunde; die übrigen auf weißem. Über die Intensität fehlen uns direkte Bestimmungen; doch geht aus den Erkennungszeiten nicht hervor; dass die einzelnen Farben bezüglich ihrer Lichtstärke merklich von einander verschieden gewesen wären3). Um allen Anforderungen zu genügen, habe ich deshalb doppelte Tabellen aufgestellt, einmal sämtliche Versuche einer Reihe ohne Rücksicht auf die Farbe zum Mittel vereinigend, das andremal die zu einundderselben Farbe gehörigen Zahlen für je einen Tag zusammenfassend. Bezüglich der Versuchsanordnung sei erwähnt, dass an zwei Tagen je 6 bis 9, an zwei folgenden Tagen je 18 Versuche hintereinander gemacht wurden, von denen stets 6 der in Rede stehenden Untersuchung gewidmet waren. Dabei trat ein bemerkenswerter Unterschied gegen frühere Erfahrungen auf. Die durch Vermehrung der Einzelversuche einer Reihe hervorgebrachte Vergrößerung der physiologischen Zeit zeigt sich nämlich nur noch bei Herrn Professor Wundt, während bei den beiden andern Reagierenden eine erhebliche Verkürzung jener Zeit sich beobachten lässt. Der Grund dieser Erscheinung ist jedenfalls in der Übung zu suchen, denn es fällt zwischen die beiden Versuchsgruppierungen zu je 6 bis 9 und zu 18 Einzelversuchen ein Zeitraum von vierzehn Tagen, in welchem vielfach Versuche ähnlicher Art angestellt wurden. Dass die Übung nicht gleichmäßig bei den verschiedenen Reagierenden eintritt, glaube ich individuellen Unterschieden zuschreiben zu dürfen.

    3) Mit einziger Ausnahme von Rot und Schwarz, welche, da die Geissler'sche Röhre überwiegend violettes Licht lieferte, beide ziemlich dunkel waren und daher anfangs zuweilen verwechselt wurden. Doch gelang es nach einiger Übung, alle Farben ohne besondere Anstrengung von einander zu unterscheiden.

    Die drei ersten Tabellen enthalten die Mittelwerte aus den Zahlen je einer Versuchsreihe ohne Rücksicht auf die einzelnen Farben. m.V. und e.R. haben die früher angegebenen Bedeutungen.
 
 

W.
Mittel aus den physiol. Zeiten m.V. e.R. Jede Versuchsreihe enthielt:
14. II. 271 061 185 6 Versuche
257 027 181
18. II. 308 057 190

9 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

330 043 186
238 043 168
285 051 215
2. III. 367 015 251

18 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

401 031 210
3. III. 519 075 247
393 051 226
T.
14. II. 286 059 184 6 Versuche.
251 056 192
18. II. 350 028 259

9 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

359 034 257
418 039 292
379 014 278
2. III. 257 026 185

18 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

149 020 139
3. III. 228 019 182
196 022 173
F.
14. II. 339 019 129

6 Versuche.

284 035 098
18. II. 304 057 147

9 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

330 032 112
286 029 140
305 026 124
2.III. 300 040 168

18 Versuche, davon 6 Farbenerkennungen.

240 051 135
3.III. 311 052 148
237 042 158

    Bildet man die Differenzen aus den physiologischen Zeiten und der einfachen Reaktionsdauer, so erhält man als Apperzeptionsdauer für Farbenempfindungen beim Wechsel von vier Farben.

 

W.
T.
F.
14. II. 086 102 110
076 059 086
18. II. 118 091 157
150 102 218
070 126 146
070 101 182
2. III. 116 072 132
191 010 105
3. III. 276 416 163
167 023 079

    In den 3 folgenden Tabellen sind die Mittelwerte der physiologischen Zeiten der einzelnen Farben für je einen Tag zusammengestellt. Es bedeutet s: Schwarz, w: Weiß; g: Grün, r: Rot. Die Rubrik e.R. enthält die Mittelwerte der einfachen Reaktionszeiten ebenfalls für je einen Tag.
 

W.

 

s. m.V. w. m.V. g. m.V. r. m.V. e.R.
14. II. 264 056 340 031 240 021 232 015 185
18. II. 314 055 309 045 312 056 239 036 202
2.III. 362 013 387 039 399 043 384 018 221
3.III. 307 003 509 030 476 088 483 087 236
T.
14. II. 234 034 186 031 332 004 312 030 188
18. II. 374 049 382 024 391 042 337 036 269
2.III. 183 045 199 072 231 057 186 046 162
3. III. 212 016 227 002 200 036 214 026 178
F.
14. II. 290 051 293 033 312 015 347 014 113
18. II. 330 038 282 034 328 037 289 089 113
2.III. 383 225 035 263 040 278 049 151
3.III. 229 064 308 052 229 031 219 027 153

    Die Differenzen der physiologischen Zeiten und der einfachen Reaktionsdauer, s—e.R. w—e.R, g—e.R. r—e.R, lauten demnach
 

 

W.
T.
F.
s-eR w-eR g-eR. r-eR. s-eR. w-eR. g-eR r-eR. s-eR. w-eR. g-eR. r-eR.
14. II. 081 157 057 049 046 144 124 177 180 199 234
18.II. 112 107 110 207 105 113 122 068 197 149 192 156
2. III. 141 166 178 163 021 037 069 024 132 074 112 127
3 III 071 273 240 247 034 049 022 036 076 155 076 066

    Nachstehend sind noch die Minima aus den Versuchen des 14. und 18. Febr. (je 6 bis 9 Einzelversuche) und aus den Versuchen des 2. und 3. März (je 18 Einzelversuche) mitgeteilt.
 

 

W.
T.
F.

 

s
w
g
r
S
w
g
r
s
w
g
r
14.u. 18. II. 199 264 216 194 234 168 328 267 250 241 286 260
2. u. 3. III. 304 348 371 368 137 127 146 140 154 174 206 192

    Ein vergleichender Blick auf die entsprechenden Tabellen der zweiten und dritten Unterabteilung zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen den Versuchen mit zwei und denen mit vier Farbenerkennungen und lässt damit zugleich die bisher nicht eigentlich motivierte Trennung beider Versuche gerechtfertigt erscheinen. Alle Zweifel an der Verschiedenheit beider Vorgänge, die sich in der Anordnung durch nichts als eine Vermehrung der zur Erkennung gelangenden Objekte unterscheiden, werden schwinden, wenn man die am Schlusse dieser Abhandlung angefügten Versuchstabellen vom 2. und 3. März betrachtet. Die ganzen physiologischen Zeiten sowohl als die reduzierten oder eigentlichen Erkennungszeiten sind länger beim Wechsel von vier Farbenempfindungen, als beim Wechsel von zwei Farben. Eine scheinbare Ausnahme machen allerdings die für Herrn Tischer gefundenen Resultate, welche an den genannten Tagen durch die Übung bereits zu sehr beeinflusst waren. Doch zeigen sich auch bei Herrn Tischer dieselben Erscheinungen, wenn man die ersten Versuchsreihen vom 14., 18. und 21. Febr. berücksichtigt.

    Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich die Ursache des Unterschiedes beider Versuche in dem veränderten Zustande der Aufmerksamkeit vermute. Es ist kaum anzunehmen, dass bei dem Wechsel von vier Farbenempfindungen eine besondere psychische Tätigkeit vorhanden sei, welche beim Wechsel zweier Farben gänzlich fehle und dadurch den fraglichen Zeitunterschied veranlasse. Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, dass die normale Spannung der Aufmerksamkeit eine höhere ist, wenn nur zwei Ereignisse erwartet werden, als wenn vier derselben eintreffen können. Im ersten Falle kann man sich beide Ereignisse noch vergegenwärtigen, das Bewusstsein ist nur von zwei Vorstellungsbildern in Anspruch genommen, im andern Falle sind es vier Vorstellungen, welche nicht gleichzeitig im Bewusstsein vorhanden sein können. Hiermit im Zusammenhange stehen die stärkeren Schwankungen in der physiologischen Zeit bei vier Farbenempfindungen. Ist nämlich der als Vorstellung im Bewusstsein zufällig vorhandene, d.i. der erwartete Reiz mit dem wirklich erfolgenden einundderselbe, so wird die Reaktion schneller eintreten, als in jedem anderen Falle. Auf letzteres scheint mir besonders die Tatsache hinzudeuten, dass die Minima in beiden Fällen nicht so sehr von einander verschieden sind.

Die einfache und mehrfache Wahlmethode.

    Über den Wert und die Anwendbarkeit beider Methoden bei psychophysischen Untersuchungen ist bereits im ersten Abschnitte ausführlicher gesprochen. Es seien daher im folgenden nur die Resultate unsrer eigenen Versuche im Vergleich zu denen von v. Kries und Auerbach sowie von de Jaager mitgeteilt.

    Die Versuche wurden in der Weise ausgeführt, dass bei der einfachen Wahlmethode Schwarz und Weiß in unregelmäßiger, dem Reagierenden unbekannter Reihenfolge wechselten und Letzterer nur auf Weiß reagierte. Bei der mehrfachen Wahlmethode war noch ein zweiter Stromschließer für den Reagierenden eingeschaltet, so dass jetzt sowohl mit der linken wie mit der rechten Hand genau das bewirkt werden konnte, was bei unsrer gewöhnlichen Reaktionsweise nur mit der rechten Hand möglich war. Der Reagierende schloss heim Versuche beide Stromschließer und gab bei Weiß das Zeichen mit der Rechten, bei Schwarz mit der Linken.

    Die zur einfachen Wahlmethode gehörigen Tabellen enthalten die Mittelwerte für je einen Tag, die mittlere Variation und die Anzahl der zum Mittel vereinigten Versuche, außerdem aber die Mittel der gleichzeitig nach unsrer gewöhnlichen Methode angestellten Erken-nungsversuche von Schwarz und Weiß und die entsprechenden Differenzen beider Mittel.
 
 

Die einfache Wahlmethode


 
W.

 

Anzahl der Vers. Versuche nach der einf. W.-M. m.V. s. u. w. Differenz der 2. u. 3. Rubrik
21. II.
6
435
075
230
205
25. II.
9
491
056
374
117
28. II.
5
440
057
305
135
4. III.
6
445
057
5. III.
24
407
090
T.
21. II.
6
421
059
246
175
25. II.
6
441
062
280
161
28. II.
6
412
055
195
217
4. III.
6
465
050
F.
21.II.
6
339
092
141
198
25. II.
6
420
059
293
181
28. II.
6
347
075
176
171
4. III.
6
390
056
5. III.
24
427
046

    Die Rubrik »Differenz« gibt die Zeit an, welche eigentlich »Wahlzeit« genannt zu werden verdient, da sie durch die Wahl des richtigen Signales veranlasst wird (s. S. 5 f.). Sie beträgt im Mittel für W: 152, für T: 184, für F: 183, liegt also für uns durchschnittlich zwischen 1/7 und 1/5 Sek.

    Zieht man dagegen von den nach der einfachen Wahlmethode gewonnenen Zeiten die einfache Reaktionsdauer ab, so erhält man die »Unterscheidungszeit« im Sinne von v. Kries und Auerbach. Man erhält dann für W: 251, für T: 236, für F: 239, und es lauten die entsprechenden Zahlen bei v. Kries und Auerbach 4).

für Auerbach: Einfache Reaktion auf Blau: 189, einf. Wahlm., auf Blau reagiert: 211.
                                          207
                Differenz beider: 013

Einfache Reaktion auf Rot: 204, einf. Wahlm., auf Rot reagiert: 222.
                                         213
               Differenz beider: 014

  für v. Kries: Einfache Reaktion auf Blau: 198, einf. Wahlm., auf Blau reagiert: 259.
                                          20
                Differenz beider: 056

Einfache Reaktion auf Rot: 213, einf. Wahlm., auf Rot reagiert: 244.
                                         223
               Differenz beider: 026 5).

      4) Archiv für Anatomie und Physiologie. 1877. S. 377.

    5) Ich will nicht unerwähnt lassen, dass unsre eigenen Unterscheidungszeiten (für W: 251, für T: 236, für F: 239) denen von v. Kries und Auerbach an Größe sehr nahe kommen, wenn man sie um die auf S. 10 angegebene Adaptionszeit vermindert. Letztere war von Kunkel zu 180 angegeben, sodass die betreffenden Differenzen lauten für W: 071, für T: 056, für F: 059. Doch sind diese Zahlen nicht sicher, da uns eigene Versuche über die Adaptionszeit fehlen.
 
 

    Versuche nach der mehrfachen Wahlmethode sind nur an zwei Tagen vorgenommen. Jede Versuchsreihe enthielt 12 Einzelversuche, sechs nach der einfachen, sechs nach der mehrfachen Wahlmethode. Die Tabellen geben die Mittel aus je drei Einzelversuchen.
 

T.
s. m.V. w. m.V
4. III. 498 061 522 069
Mittel aus s und w: 510.

 
 
W.

 

F.
s. m.V. w. m.V. s. m.V. w. m. V.
4. III. 512 054 488 022 508 111 502 050
5. III. 463 082 454 068 465 018 532 066
450 067 543 077 546 056 593 025
478 036 548 041 570 092 590 087
431 074 421 043 428 038 414 010
Gesamtmittel 467 491 503 526
Mittel aus beiden 479 514

 

    Zieht man von den letztgenannten Mittelwerten jeder Tabelle die einfache Reaktionsdauer, d. h. die physiologische Zeit für eine Farbenempfindung bei gewöhnlicher Reaktionsweise gemessen ab, so erhält man den Wert, den de Jaager »Unterscheidungszeit« nennt und den auch Donders so bezeichnet hat. Unsre eigenen Farbenerkennungsversuche sind leider unter zu verschiedenen Bedingungen angestellt, als dass man mittelst derselben die de Jaagersche Unterscheidungszeit bildend einen sichern Vergleich anstellen könnte. Indessen seien die betreffenden Differenzen wenigstens angegeben.

    Das Mittel der einfachen Reaktionsdauer war am 2. und 3. März (s. Tab. S. 13 f.) für W: 234, für T: 181, für F: 156. Demnach betragen die Unterscheidungszeiten (nach de Jaagers Definition) für W: 245, für T. 339; für F: 333, während die entsprechende Tabelle bei de Jaager 6) lautet:
 

Bekanntes Licht (eR.) Unbekanntes Licht(nach der mehrfachen Wahlmeth.)
Anzahl der Vers. Mittel der physiol. Zeit. Anzahl der Vers. Mittel der physiol. Zeit. Differenz Reagierende
17 193 10 337 184 Prof. Donders.
42 195 29 317 122 Th. Place.
67 226 43 385 159 W. Rive.
59 208 41 342 134 M. Juda.
36 184 24 356 172 de Jaager.

  6) a. a. O. S. 43.