III. Mein Verhältnis zu R. Avenarius und andern Forschern.

1.

Auf Berührungspunkte der hier vertretenen Ansichten mit jenen verschiedener Philosophen und philosophisch denkender Naturforscher ist schon früher hingewiesen worden. Sollte ich dieselben vollständig aufzählen, so müßte ich wohl bei Spinoza beginnen. Daß meine Ausgangspunkte von jenen Hume's nicht wesentlich verschieden sind, ist wohl deutlich. Von Comte muß ich mich darin entfernen, daß mir die psychologischen Tatsachen als mindestens ebenso wichtige Erkenntnisquellen erscheinen wie die physikalischen. Auch den Vertretern der immanenten Philosophie stehe ich recht nahe. Namentlich von Schuppe, dessen Schriften ich 1902 kennen gelernt habe, kann ich dies sagen. Besonders dessen gedankendichter, ohne besonderes Wörterbuch lesbarer, "Grundriß der Erkenntnistheorie und Logik" hat mich sehr sympathisch berührt. Ich habe in diesem Buche kaum etwas gefunden, dem ich nicht, vielleicht mit einer kleinen Modifikation, freudig zustimmen würde. Die Auffassung des Ich bildet allerdings einen Differenzpunkt, über den sich aber wohl eine Verständigung erzielen ließe. In Bezug auf R. Avenarius ist die Verwandtschaft eine so nahe, als sie bei zwei Individuen von verschiedenem Entwicklungsgang und verschiedenem Arbeitsfeld, bei voller gegenseitiger Unabhängigkeit überhaupt erwartet werden kann. Die Übereinstimmung wird etwas verdeckt durch die große Verschiedenheit der Form. Avenarius gibt eine sehr ausführliche, dabei doch allgemein gehaltene schematische Darstellung, deren Durchschauen noch durch eine fremdartige, ungewöhnliche Terminologie erschwert wird. Zu solcher Darstellung hatte ich weder Anlaß noch Beruf, weder Neigung noch auch Talent. Ich bin eben Naturforscher und nicht Philosoph. Ich suchte lediglich einen sicheren klaren philosophischen Standpunkt zu gewinnen, von dem aus sowohl in das Gebiet der Psychophysiologie, als auch in jenes der Physik gangbare Wege sich zeigten, auf welchen keine metaphysischen Nebel lagerten. Hiermit hielt ich alles für gewonnen. Meine Darstellung hat, obwohl sie ebenfalls auf langjährigem und in früher Jugend begonnenem Nachdenken beruht, in ihrer Kürze die Form eines Apercu, und ich werde gar nicht verletzt sein, wenn man sie als ein solches auffassen will. Ich gebe gern zu, daß ich in meiner Abneigung gegen eine künstliche Terminologie vielleicht in das entgegengesetzte Extrem verfallen bin als Avenarius. Ist dieser oft gar nicht verstanden, jedenfalls spät verstanden worden, so hat man meine Worte oft genug mißverstanden. Ein geistreicher Kritiker, welcher findet, daß ich zu manchen Resultaten gelangt bin, zu welchen ich nicht hätte kommen sollen (!) — der sich also die Mühe der Untersuchung wohl ersparen kann, da er die Resultate schon kennt, zu welchen dieselbe führen soll — wirft mir auch vor, daß ich nicht recht zu fassen sei, da ich mich nur der ganz gewöhnlichen Sprache bediene, und demnach das "System", dem ich mich anschließe, nicht ersichtlich sei. Man hat also vor allem ein System zu wählen; dann darf man innerhalb desselben auch denken und sprechen. So hat man in meine Worte landläufige geläufige Ansichten recht bequem hineingelesen, mich zu einem Idealisten, Berkeleyaner, auch Materialisten u. s. w. gemacht, woran ich unschuldig zu sein glaube.
    Jede der beiden extremen Darstellungsweisen hat eben ihre Vor- und Nachteile. Aber auch auf die gegenseitige Verständigung zwischen Avenarius und mir hat die Formverschiedenheit nachteiligen Einfluß geübt. Ich erkannte ja die Verwandtschaft der Ansichten sehr bald, und gab meiner Überzeugung, daß eine solche bestehe, 1883 in der "Mechanik" und 1886 in der ersten Auflage dieses Buches Ausdruck, wobei ich aber nur auf eine kleine Schrift von Avenarius1), welche 1876 erschienen, und mir kurz vor Ausgabe der Mechanik durch einen Zufall bekannt geworden war, hinweisen konnte. Die Gleichartigkeit der Tendenz trat für mich erst 1888, 1891 und 1894 durch Avenarius' Publikationen: "Kritik der reinen Erfahrung", "Der menschliche Weltbegriff" und seine psychologischen Artikel in der Vierteljahrsschrift voll hervor. Hier hinderte mich aber bei ersterer Schrift die etwas hypertrophische Terminologie, die Freude der Zustimmung in vollen Zügen zu genießen. Es ist ja von einem älteren Menschen viel verlangt, daß er zu den vielen Sprachen der Völker auch noch die Sprache eines Einzelnen erlerne. Es blieb also der jüngeren Generation vorbehalten, die Arbeit von Avenarius nutzbar zu machen. Ich freue mich hier auf die Schriften von H. Cornelius, C. Hauptmann und J. Petzoldt hinweisen zu können, welche daran sind, den Kern der Avenariusschen Arbeiten bloßzulegen und weiter zu entwickeln. Auch Avenarius hat seinerseits die Verwandtschaft anerkannt, und in den 1888 bis 1895 erschienenen Schriften darauf Bezug genommen. Doch scheint sich die Überzeugung von einer tiefergehenden Übereinstimmung auch bei ihm erst allmählich entwickelt zu haben, wie ich nach älteren Äußerungen gegen dritte Personen annehmen muß. Persönlich habe ich Avenarius nie kennen gelernt. Trotz des unverkennbaren Strebens, das Andenken an Avenarius zu schwächen, nimmt die Kenntnis seiner Arbeiten einen erfreulichen Aufschwung.

            l) Denken der Welt nach dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes, 1876.

2.

Ich möchte nun diejenigen Punkte der Übereinstimmung insbesondere bezeichnen, auf welche ich Wert lege. Die Ökonomie des Denkens, die ökonomische Darstellung des Tatsächlichen habe ich zuerst 1871, 1872 in aller Kürze als die wesentliche Aufgabe der Wissenschaft bezeichnet und 1882, 1883 darauf bezügliche weitere Ausführungen gegeben. Wie ich anderwärts gezeigt habe, ist diese Auffassung, welche auch den Kirchhoffschen Gedanken der "vollständigen einfachen Beschreibung" (1874) impliziete enthält und antizipiert, keineswegs ganz neu, sondern läßt sich bis auf Adam Smith und, wie P. Volkmannn meint, in den Anfängen bis auf Newton zurück verfolgen. Dieselbe Auffassung finden wir nun, abgesehen von einem gewissen verhüllten Zug in der Darstellung, sehr ausgebildet bei Avenarius wieder (1876).
    Die eben bezeichnete Ansicht erhält sofort eine breite Grundlage und wird von neuen Seiten aufgeklärt, wenn man, den Anregungen der Darwinschen Theorie folgend, das ganze psychische Leben – die Wissenschaft eingeschlossen – als biologische Erscheinung auffaßt, die Darwinschen Vorstellungen vom Kampf ums Dasein, von der Entwicklung und Auslese auf dieselbe anwendet. Diese Ansicht ist untrennbar von der Annahme, daß alles und jedes Psychische physisch fundiert, bestimmt sei. In seiner "Kritik der reinen Erfahrung" versucht nun Avenarius im einzelnen alles theoretische und praktische Verhalten als bestimmt durch Änderungen des Zentralnervensystems darzustellen. Hierbei geht er nur von der sehr allgemeinen Voraussetzung aus, daß das Zentralorgan nicht nur als Ganzes, sondern auch in seinen Teilen ein Streben hat, sich zu erhalten, eine Tendenz, seinen Gleichgewichtszustand zu bewahren. Diese stimmt sehr gut mit den Vorstellungen, die Hering von dem Verhalten der lebendigen Substanz entwickelt hat. Mit diesen Ansichten steht Avenarius der modernen positiven Forschung, speziell der physiologischen, sehr nahe. Auch in meinen Arbeiten treten entsprechende Äußerungen zwar kurz, aber bestimmt schon seit 1863 hervor, und 1883 habe ich dieselben breiter dargelegt, ohne jedoch ein vollständiges System zu entwickeln, wie Avenarius.
    Den höchsten Wert lege ich aber auf die Übereinstimmung in der Auffassung des Verhältnisses des Physischen und Psychischen. Diese ist für mich der Kernpunkt. Von dieser Koinzidenz mit Avenarius wurde ich eigentlich erst durch dessen psychologische Artikel überzeugt. Um ganz sicher zu gehen, richtete ich eine darauf bezügliche Frage an Herrn Dr. Rudolf Wlassak, der durch seinen mehrjährigen Verkehr mit Avenarius mit dessen Standpunkt wohl vertraut sein mußte. Ich lasse hier seine Antwort folgen:
    "Die Auffassung des Verhältnisses des "Physischen" zum "Psychischen" ist bei Avenarius und Mach dieselbe. Beide kommen zu dem Resultat, daß der Unterschied des Physischen und Psychischen nur in der Verschiedenheit der Abhängigkeitsverhältnisse gegeben ist, die einerseits Objekt der Physik — im weitesten Sinne des Wortes —, andererseits der Psychologie sind. Untersuche ich die Abhängigkeit eines Umgebungsbestandteils A von einem zweiten Umgebungsbestandteil B, so treibe ich Physik; untersuche ich, inwiefern A durch eine Änderung der Sinnesorgane oder des Zentralnervensystems eines lebenden Wesens geändert wird, so treibe ich Psychologie. Avenarius hat demgemäß vorgeschlagen, die Termini physisch und psychisch zu eliminieren und nur mehr von physikalischen und psychologischen Abhängigkeiten zu sprechen (Bemerkungen, Vierteljahrsschrift XIX, S. 18). Bei Mach erscheint diese Anschauung, ohne (?) daß die Unhaltbarkeit der alten Auffassung des Psychischen und demgemäß der Aufgabe der Psychologie dargetan wird."
    "Diese Aufgabe löst die Aufdeckung der "Introjektion", resp. des formal-logischen Fehlers, der der Introjektion zugrunde liegt. Avenarius geht davon aus, daß am Anfang alles Philosophierens der naive Realismus, die "natürliche Weltansicht" steht. Innerhalb dieser natürlichen Weltansicht kann sich eine relative Abgrenzung des Komplexes "Ich" und des Komplexes "Umgebung", "Körperwelt" vollziehen, ohne daß dies zu dem "Dualismus" von "Körper" und "Seele" zu führen braucht, da vom Standpunkt des naiven Realismus, die dem "Ich", dem eigenen Körper angehörenden Bestandteile durchaus vergleichbar den Bestandteilen der Umgebung sind. Selbst wenn die erste Orientierung zur Bildung von Substanzbegriffen fortschreitet (Mach, Analyse, S. 4), so ist damit die völlige Wesensverschiedenheit von Körper und Seele nicht gegeben. Die eigentliche Spaltung der ursprünglich einheitlich – naiv - realistisch — aufgefaßten Welt vollzieht sich nach Avenarius bei der Deutung der Aussagen der Mitmenschen. Solange ich sage, der Bäum ist nicht nur für mich da, sondern die Aussagen des Mitmenschen lassen mich annehmen, daß er für ihn in derselben Weise da ist, wie für mich, überschreite ich in keiner Weise die formal-logisch zulässige Analogie zwischen mir und dem Mitmenschen. Dies tue ich aber, wenn ich sage, der Baum ist als "Abbild", "Empfindung", "Vorstellung" in dem Mitmenschen, wenn ich den Baum einlege, introjiziere, da ich dann für den Mitmenschen etwas annehme, was ich in keiner Weise in meiner eigenen Erfahrung vorfinde, die mir die Umgebungsbestandteile immer nur in einer bestimmten räumlichen Beziehung zu meinem Körper, niemals in meinem Bewußtsein oder dergl. aufweist. Da die Introjektion eine Überschreitung der Erfahrung ist, so muß jeder Versuch, sie mit den Tatsachen der Erfahrung in Einklang zu bringen, zu einer unerschöpflichen Quelle von Scheinproblemen werden. Das zeigt sich am klarsten an den verschiedenen Formen, die sie im Laufe der Geschichte der Philosophie angenommen hat. Die ältesten rohesten Theorien der Wahrnehmungen zeigten die Einlegung in ihrer rohesten und einfachsten Form, indem sie von den Gegenständen sich Abbilder ablösen ließen, die in das Innere des Körpers hineingehen. — In dem Maße nun, als man einsieht, daß die Umgebungsbestandteile im Innern des Körpers nicht in derselben Weise vorhanden sind, als wie außerhalb desselben, in dem Maße müssen sie, sobald sie im Innern sind, zu etwas von der Umgebung Wesensverschiedenem werden. In der Ausdeutung der Introjektion, in dem Versuch, sie mit den Erfahrungen, die dem Komplex der Umgebung entstammen, in Einklang zu setzen, liegt die Wurzel des Dualismus."
    "Es kann zweifelhaft bleiben, ob Avenarius die Motive der Introjektion alle richtig gewürdigt hat. Nach seiner Darstellung knüpft die Introjektion immer an die Erklärung der "Wahrnehmungen" eines Mitmenschen an. Dagegen kann man wohl sagen, daß die Tatsache, daß ein und derselbe Umgebungsbestandteil einmal als sinnlich gegebene "Sache", ein anderes Mal als "Erinnerung" gegeben ist, ein genügendes Motiv sein kann, diesen Umgebungsbestandteil als zweimal vorhanden anzunehmen, nämlich einmal "materiell", in der Umgebung, und ein zweites Mal in meinem ,,Bewußtsein", in meiner "Seele". Dann scheint noch zu erwägen zu sein, ob nicht die Traumerfahrungen2) der primitiven Kultur ebenfalls ein selbständiges Motiv des Dualismus sein können. Avenarius stellt zwar die Introjektion als die Voraussetzung der dualistischen Ausdeutungen der Traumerfahrungen hin, ohne aber überzeugende Gründe dafür anzuführen. Unzulässig ist es aber, den prähistorischen Animismus als die Wurzel des Dualismus anzusehen, wenn man unter Animismus lediglich die Annahme versteht, daß sämtliche leblose Umgebungsbestandteile Wesen wie wir selbst sind. Auch auf dem Boden der natürlichen Weltansicht kann, solange tiefere physiologische Gründe dies nicht verhindern, die Annahme entstehen, daß z. B. für den Baum in demselben Sinne Umgebungsbestandteile existieren wie für den Menschen. Mit anderen Worten: Jemand, der die Avenarius-Machsche Auffassung des Psychischen hätte, könnte, wenn ihm jede physiologische Kenntnis mangelte, annehmen, daß ein Baum oder ein Stein seine Umgebung tastet und sieht. Er wäre dann noch kein Dualist. Dies wird er erst, wenn er zur Erklärung dieses Tastens und Sehens des Baumes oder Steines annimmt, daß die von dem Baum und Stein getasteten und gesehenen Umgebungsbestandteile in dem Baum als dessen "Empfindungen", dessen "Bewußtsein" nochmals vorhanden sind. Erst dann ist die Welt verdoppelt, in eine geistige und eine körperliche gespalten.

            2) Gewiß sind sie (nach Tylor) eines der kräftigsten Motive. Mach.

    "Die Aufklärung", die durch die Aufdeckung der Unzulässigkeit der Introjektion geleistet wurde, geht nach zwei Richtungen. Einerseits nach der erkenntnis-theoretischen Seite. Als Scheinprobleme erweisen sich alle jene Probleme, die nach dem Verhältnis unserer "Empfindungen", "Vorstellungen", "Bewußtseinsinhalte" zu den "materiellen Dingen" fragen, deren Abbilder, Zeichen usw. die erstgenannten Produkte der Introjektion sein sollen. Als Schein-probleme erweisen sich die Projektionsprobleme der Raumtheorien, das Nachaußenversetzen der Raumempfindungen usw."
    "Andererseits besagt die Ausschaltung der Introjektion, daß eine andere Psychologie als eine physiologische unzulässig ist. Sobald man eingesehen hat, daß die "Bewußtseinsinhalte", die neben den Veränderungen des Nervensystems sich abspielenden "psychischen Prozesse", nichts anderes sind als die Umgebungsbestandteile, die ich dem Mitmenschen und schließlich auch mir selbst eingelegt habe, kann ich im Nervensystem nichts anderes suchen als physiolo-gische Vorgänge. Es entfällt jede besondere psychische Kausalität, es entfallen alle die Fragen, ob das Eingreifen psychischer Kräfte in die physiologischen Vorgänge des Hirns mit dem Prinzip der Erhaltung der Energie vereinbar ist"3).

3) Ich muß hier meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, daß das Energieprinzip so oft in Bezug auf die Frage, ob es ein besonderes psychisches Agens gibt, herangezogen worden ist. Mit der Konstanz der Energie ist der Ablauf physikalischer Prozesse beschränkt, aber keineswegs vollkommen eindeutig bestimmt. Die Erfüllung des Energieprinzips in allen physiologischen Fällen lehrt bloß, daß die Seele weder Arbeit verbraucht noch leistet. Darum könnte sie noch mitbestimmend sein. In der auf diesen Fall bezüglichen Frage des Philosophen erscheint das Energieprinzip meist nicht richtig bewertet, und die Verlegenheitsantwort des Physikers hat keinen faßbaren Sinn in Bezug auf diesen seinem Denken fernliegenden Fall. Vgl. das Referat über eine derartige Diskussion bei Höfler, Psychologie, 1897, S. 58 f., Anm. Ich sehe in der Annahme eines besonderen psychischen Agens, von den obigen Erwägungen ganz abgesehen, nur unglückliche, ungünstige, die Forschung erschwerende, außerdem unnötige und unwahrscheinliche Voraussetzungen. Mach.     "Wenn man vom "Fortleben der Vorstellungen, ohne daß sie im Bewußtsein sind" (Mach, Wärmelehre, S. 441), spricht, so ist dies, strenge genommen, nur als abgekürzter Ausdruck für bestimmte zentralnervöse Vorgänge zulässig, der aber immerhin stark an dualistische Vorstellungen erinnert."

5.

Der Unterschied in der Darstellung von Avenarius und mir, der noch übrig bleibt, läßt sich auf leicht ersichtliche Gründe zurückführen. Erstens beabsichtige ich keine vollständige Darstellung der Entwicklung des eingenommenen Standpunktes aus den vorausgehenden Phasen der Weltansicht. Zweitens geht Avenarius' Darstellung von einer realistischen, die meinige hingegen von einer idealistischen Phase ( Anm.) aus, wie ich dieselbe jn der Tat in früher Jugend erlebt habe. Ich hätte da etwa von Beseitigung der Extrajektion sprechen können (S. 5, 9–18, 23–27, 35). Drittens liegt keine Notwendigkeit vor, die Aussage des Mitmenschen und der Introjektion, in dem getadelten Sinne, vor Erreichung des neuen Standpunktes eine so gewichtige Rolle spielen zu lassen, und dann hat man auch nicht nötig, diese Introjektion wieder auszuschalten. Auch der einsame Denker könnte den neuen Standpunkt erreichen, und allerdings auch, wie Wlassak bemerkt, dualistische Anwandlungen zu überwinden haben. Ist dieser Standpunkt aber erreicht, und ist die Verschiedenartigkeit der Abhängigkeit der Elemente einmal als das Wesentliche erkannt, so erscheint die realistische oder idealistische Ausgangsphase von keiner größeren Bedeutung, als für den Mathematiker oder Physiker ein Wechsel der Grundvariablen in seinen Gleichungen.
    Die Aufstellungen von Avenarius und demnach auch die meinigen scheinen mir nur fast Selbstverständliches auszusprechen, Selbstverständliches wenigstens für jeden, der sich von dem Drucke der "Überlebsel der wilden Philosophie" befreit hat, wie Tylor sich ausdrückt. Solche Selbstverständlichkeiten waren es immer, auf welche die Wissenschaft ihren Bau sicher gründen konnte. In der Annäherung der Wege verschiedener philosophischer Denker, namentlich aber in dem nahen Zusammentreffen allgemein philosophischer und positiv fachwissenschaftlicher Erwägungen glaube ich eine günstige Vorbedeutung für den gegenseitigen Anschluß der Wissenschaften zu einander sehen zu dürfen.